POETRY by MAIKE ZAZIE
- Poems & Lyrics -








Since Maike Zazie was a child, as soon as she learned to write she had started creating texts -
initially short stories, then also poetry.

















EARLY CHILDHOOD POETRY
[childhood poetry: storytelling]


 
EARLY CHILDHOOD POETRY
[teenage years:
first poems & short prose]



[later]


An open field
[poem]



REGEN:TROPFEN
[lyrics]



FRAGMENTE
[fable & lyrics]



[TODAY]

[lyrics]














Copyrights for all texts
by Maike Zazie Matern



EARLY CHILDHOOD POETRY





Im Land der Herrlichkeit
('In the land of glory')
is one of Maike Zazie's first short stories, a fairy tale in two parts, written in primary school, estimated at the age of 8 and then also copied by the teacher to read it together in class.
Many other little stories followed in these years...
[In German]:

Part I
"Es war draußen dunkel geworden. Lea lag in ihrem Bett und ihre Schwester war eingeschlafen. Auf einmal klopfte es an das Fenster. Lea wohnte im 14. Stock von einem Hochhaus.
Lea öffnete das Fenster. Ein kleines Männlein stand auf dem Fensterbrett. Auf einmal war Lea in einem wunderschönen Garten. Sie dachte, sie träumte, denn so etwas gab es nicht, und das Männlein konnte bestimmt nicht fliegen. Doch da sah Lea, dass der kleine Mann sie an die Hand genommen hatte und sie mit dem Mann und vielen Elfen, Käfern, Puppen, Gespenstern und anderem Merkwürdigem tanzte und flog. Hier gab es Sachen, die es bei Lea auf der Erde nicht gab. Doch als sie fertig getanzt hatte, zeigten die Elfen ihr schöne Dinge. Lea war noch nie so glücklich und froh. Da antwortete eine Elfe: "Du heißt Lea und wohnst in der Heinerstr. 5 in dem großen Hochhaus im 14. Stock. "Ja," sagte Lea ganz erstaunt, "aber wo bin ich überhaupt?" "Du bist im Land der Herrlichkeit! Schau, da hinten ist der Elfenpalast und da ist der größte Palast, den es im Land der Herrlichkeit gibt.
Lea schaute sich um. "Wo ist das Männlein?" fragte Lea. Die Elfe zeigte auf einen Punkt. Lea ging auf den Punkt zu, der immer größer wurde. "Da wohnt das Männlein", sagte die Elfe. Da gähnte Lea.
Die Elfe flog mit Lea nach Hause. Die Elfe sagte: "Gute Nacht, liebe Lea, und träume süß. Bei uns wohnt der Schneekönig." "Gute Nacht, liebe Elfe", sagte Lea. Da, gerade eben, ging die Sonne auf und die Elfe war verschwunden.
Die Mutter kam ins Zimmer und sagte: "Liebe Lea, Frühstück! Es hat geschneit und du hast Geburtstag." Aber Lea hatte sich selber schon Frühstück gemacht.
Nach dem Essen ging Lea in die Schule, aber nicht allein. Mutter kam mit, denn es war der erste Schultag.


In Part II Lea get a letter and a birthday parcel from her fairy friend. A bird brings it the fairy Lea writes back to  who then picks Lea and her whole family up to fly to the land of glory to eat cake in the palace of the Snow King.





EARLY CHILDHOOD POETRY
[first poems]

Around the year 2000 Maike Zazie started creating poems.
Mostly in school instead of following the lesson she did her exercises in writing poetry.
Here is a small collection of it.

I
Gerede
da vorne
nur gedämpft
an meinem Ohr -
der Blick
nach draußen
vor der Fensterscheibe
Kälte
grauer Himmel
kahle Bäume -
Winter -
fahrende Autos
Stille -
machen keinen Ton
nur Stille -
im Kopf
kein Gedanke
höre nichts -
nur die Stille
vor der Fensterscheibe





II
Das Leben -
es ist
das Lachen
und das
Weinen
es ist
das Gefühl
deinen Atem
im Nacken
zu spüren
es sind
deine Hände
die über
meinen Körper
streichen. -
Manchmal
ist es auch
die Einsamkeit,
ich betrete ein
weites Feld
die kalte Sonne
rieche die
klare Luft
fast gefroren -
Es sind meine
Füße
die über
den leichten Boden
gehen -
Die Freiheit.





III
Ich denke
du denkst
er denkt
sie denkt -
wir denken...
und auf einmal
dreht sich alles -
Schwindel und
Angst.
Verzweiflung.





IV
Kälte
Sonnenstrahlen
treffen auf
mein
Glashaus -
Glas um mich
herum -
doch undurchlässig.
Wärme trifft
nur Glas
nicht mich -
zitternd im
dunklen Glashaus.





V
Ich strecke die Arme aus -
spüre dich auf meiner Haut...
deine Küsse...
dein leiser Atem...
deine Stimme...
deine Wärme, die mich umgibt... -
Doch meine Arme greifen ins Leere.
Mir wird kalt.






VI
Schweigen.
Ich schweige -
die Worte stecken im Hals -
die Luft steht -
die Welt schweigt
wartend.





VII
Gedanken
verändern mein Leben
so plötzlich
tagtäglich
tragen mich davon...
ich bin allein
in einer Welt von Hoffnung...
allein
und doch nicht... -
ich bin.





VIII
Ich schaute
aus dem Fenster wie
die Welt
an mir vorrüber zog.
Nur die Wolken
dort oben
am Himmel
blieben still...
glatt -
wie Eisplatten auf der blauen Endlosigkeit...
So nah
schienen sie,
daß ich die Arme
nach ihnen
ausstreckte und
mir
eine der Wolken
vom Himmel pflückte.
Ich saß auf meinem Platz
hatte eine riesige Wolke auf dem Schoß -
Eis -
steif -
langsam fing sie
an zu schmelzen,
daß dicke Wassertropfen
auf das rote Kleid fielen -





IX
Auf und ab
vor und zurück
ich saß
auf einer Schaukel
und blickte
in den Sternenhimmel
es war alles
wie zuvor
mir liefen
die Tränen
über die Wangen
über mir
öffnete sich
der Himmel
ein dunkles
schwarzes
Loch tat sich auf
die Sterne
verschwanden





X
Sehnsucht nach
dir
zerreißt
mich
meinen Bauch
meinen Kopf
meinen ganzen Körper -
PENG!
knallt es laut
hallt durch die
Luft.
Aus -
vorbei.





XI
Leuchtende Staubpartikel
Die Sonnenstrahlen
fallen durch die Ritzen
des Fensterladens,
brechen sich
im Glas
und lassen die fliegenden
Staubpartikel
leuchtend machen.
Ich liege da und betrachte
sie,
die leuchtenden Staubpartikel
Tränen werden eins
mit dem
Staub -
verdunsten -
hängen sich an die
Staubpartikel -
und das die Ewigkeit des Tages
hinweg...
ewig...
ein ewiger Kreislauf...
Tränen zu Staub...
Starre...





XII
Der Boden öffnet
sich unter
meinen Füßen -
Ich gleite hinab
und über
mir schließt
er sich
wieder.
Ich sitze im Dunkeln -
Stille.





XIII
[& a piece of short prose]
Die Tür öffnet sich lautlos - fast lautlos, nur ein kleiner Windhauch, der durch den Spalt zieht. Meine nackten Füße tappen über den Steinfußboden, das Hemd flattert um meinen Körper, die kalte Luft auf meiner Haut. Draußen ist es grau - hat die Nacht über geregnet - stark - gewittert. Bin davon aufgewacht. Das dunkle Zimmer um Sekundenbruchteil erleuchtet vom grellen Blitz - hat ununterbrochen gegrollt - der Donner. Die Luft und der Himmel, die ganze Welt, mein Zimmer. Keine Pause hat er gelassen, nur gegrollt, mir erzählt... Laut und leise... donnernd - der Donner. Ich lag im Bett und hörte ihm zu wie immer. Hörte auf das leise Plätschern des Regens, das ihn wohl beruhigen wollte. Kurz bevor ich einschlief, sein gewaltiger Ausbruch... Nahe und wütend. Schimpfend über diese Welt, die da scheinbar über uns zusammenbrach. Krachender Donner und Blitze - und plötzlich Stille.  Es schien, als wollte er erstmal überschlafen, über alles nachdenken. Ich blicke aus dem Fenster in das Grau des Himmels, der Erdboden aufgeweicht, die ganze Welt feucht. Mein Kopf spielt eine Melodie und ich bewege mich so lautlos wie die Tür über den Steinfußboden, tanze in das frische Grau des Morgens hinein - in Gedanken durch den Garten, über den Hof und hinein in die Felder, den Wald. Ich rieche die aufgeweichte Erde, das nasse Gras und das aufgeworfene Laub - die feuchte Rinde. Sauge alles in mich ein - Ich fliege über den Wald hinweg, hinein in die Freiheit des Graus... Blinzelnd erwache ich, spüre wieder den Stein unter den Füßen... frierend... reiße das Hemd vom Leib und lasse den kalten Wasserstrahl über die nackte Haut laufen. Leblos stehe ich dort für Ewigkeiten, beobachte wie das Wasser in den Kanal hinab rinnt... meine Haut glänzend, strukturiert von den Lichtstrahlen, die sich im Fensterglas brechen... Ich schlafe... tief... tief... Ich wache - im Grau des Morgens... tanzend - hinaus in die Wälder...









An open field

[poem]

Photography by Ralph Etter

an open field

1
a field

2
a windy autumn morning

3
beside it:
trees in a row

4
a crow
flying through the empty grey sky

5
landing
on a naked cool branch
and making itself comfortable

6
the crow
is sitting there
for a while,
staring into the landscape.

7
a wide and empty landscape.
only a few other trees.
a hill far away.

8
the bird is sitting on the branch
still for a time,
maybe thinking.
then: flying away.









REGEN:TROPFEN

[lyrics]

Photography by Ralph Etter


IM JULI   

dich getroffen haben
ganz plötzlich und unerwartet
obwohl du schon da warst
eine weile zumindest

lächeln

dich getroffen haben
und nähe spüren
deine nähe
unsere nähe

scheinbar verbundenheit

dich getroffen haben
und wieder auf dich treffen
und erstaunt sein
fast geschockt sein
über die wahrhaftigkeit deiner anwesenheit
plötzlich hier vor mir
und nicht mehr nur in meinem kopf

schönheit





ÖLANDSVISA

sol
vind
tystnad
och havet

(a t t   s e)
allt det blå
från blommorna
där uppe längs vid stranden
& på kvällen solnedgången vid havets horisont

(a t t    h ö r a)
mollie skälla
måsarnas sånger
din gitarr & din röst

(a t t   k ‰ n n a )
slätt kallt skiffer i våra händer
regndroppar på huden

(a t t  k ä n n a   s m a k e n   av)
salt i luften

(a t t    k ä n n a   l u k t e n   a v)
fuktigt trä i trollskogen
& blommarna & havet

sitta bredvid varandra
tiga ibland
le
prata
tiga igen
sitta  sa här

tiden är så långt borta

lugn i mig
& fred
& värme




REGENTROPFEN

klänge
sickern
tropfen
in mein ohr
regentropfen
berühren mich sanft
streicheln
& wiegen mich
in einem regenlied
ein wiegenlied für mich

sie treiben mich
ins leben hinaus
klänge tropfen
in mein ohr
berühren mich sanft
streicheln & wiegen mich
es ist ein wiegenlied für mich
die klänge
sickern -
sie sickern in mich ein
nehmen mich ein
ich bin gefüllt
von klängen
ganz seelig
regenlied
ein wiegenlied
klänge
sickern & tropfen
ein regenlied
in meinem ohr
ganz still  & leise
das wiegenlied



ZWISCHEN MEINEN HÄNDEN

Ich zerrinne
zwischen meinen
eignen Händen

& ich muss
wieder lernen   
mich auf mich besinnen


mich konzentrieren
mich spüren

wie der wind über meine wange streichelt
und die sonne mich kitzelt










FRAGMENTE

[fable & lyrics]

FRAGMENTE

VON DEN DREI KATZEN UND DER EULE

Es waren einmal zwei kleine Katzen mit Namen Maja & Frida.

Es war die Wende des Jahres, als es draußen bitterkalt war und immer wieder leichter flockiger weißer Schnee fiel. Der Schnee machte alles ein wenig heller, doch war es ein sehr langer harter und dunkler Winter.

ber die Dauer zweier Mondphasen hatten die beiden Katzen einen sehr liebevollen Pflegevater von Gestalt einer Eule.

Die Katzenmama und die Eule hatten sich sehr lieb. So teilten sie zunächst ihre Liebe zur Musik, dann auch sehr viele Gefühle und Ängste, eine Vielzahl von schönen und traurigen Momenten, als schließlich auch das Nest, so wie unzählige Gedanken und Worte.

Oft lachten sie laut miteinander und manchmal spielten sie Kräftemessen im Armdrücken, wobei die Katzenmama immer gewann, obwohl die Eule viel größer und stärker war. Doch sie ließ die Katze immer gewinnen, die außerdem noch schummelte.

Auch Maja und Frida hatten die Eule sehr lieb gewonnen. Und obwohl die beiden von Natur aus eher ängstliche Wesen waren, fand die Eule am Morgen bald immer wieder eine von ihnen eingerollt selig schlummernd neben ihrem Kopf ruhen.

Über dem Herzen der Eule lag jedoch ein dunkler Schatten, der sie immer wieder einholte und in ihren Gedanken plagte. So folgte sie eines Nachts dem Ruf ihrer inneren Traurigkeit und ihren tiefen Ängsten zurück in den Wald.




MÄDCHEN VOM ANDEREN STERN

Einst suchte ein junger Sonderling
im weiten dunklen Weltall
nach dem Mädchen vom anderen Stern.

Schon als du bloß von meiner Existenz erfahren hattest,
als wir uns noch kein einziges Mal begegnet waren,
da ahntest du doch schon, dass du dich in mich verlieben würdest.

Warum bist du nur gekommen?
Obwohl du doch wusstest, dass du nicht bleiben kannst.

Warum hast du dich mir genähert?
Wenn du doch gleich wieder fort musst?

Und obwohl du doch aus der Ferne schon wußtest,
wie tief wir verbunden sind -
fast wie Zwillinge.

Und dass auch ich mich in dich verlieben würde.




WAS DENNOCH FEHLT

Ich vermisse
braune wuschelige Haare,
das erste was ich von dir durchs Fenster gesehen habe

Ich vermisse
unsere Tastenduette

Wie sich Frida an deiner Tasche reibt

Ich vermisse
meinen Blick auf den Fensterrahmen in deiner Küche

Ich vermisse
den Geruch deiner Haut

Gemeinsam einschlafen
ineinander geschmiegt wie zwei Löffel

Ich vermisse
deine Tränen in meinem Bett

Mit dir aufwachen
und dann in die Küche gehen
während du wieder einschläfst

Ich vermisse
rauchige Küsse

Ich vermisse
das Wort "Augenpopel",
das hat vor dir noch niemand gesagt

Ich vermisse
den Pullover

Ich vermisse
unsere stundenlange Gespräche
mitten in der Nacht

Armdrücken hatte ich schon gesagt

Ich vermisse
deine Stimme in der Gegensprechanlage

Die Erkundung von Stilwarzen
dem einzigen Makel deiner Schönheit

Annenmaykantereit singen
„Nicht nichts ohne dich“

Wir wollten doch noch die Eichhörnchen im Park füttern
Und Short Bread essen
Das läuft uns doch nicht weg, hast du gesagt
Und am besten jeden Tag miteinander schlafen

Ach Manno!



Komm

Ich möchte gern einen Weg für uns finden auf dem unsere Liebe keine Last ist, keine zusätzliche Bürde zu tragen bedeutet.

Ohne letztendliche Verzweiflung daran mögliche Erwartungen des Anderen vielleicht nicht erfüllen zu können.

Zu Lieben bedeutet immer auch die Offenheit und die Möglichkeit enttäuscht zu werden - Verletzlichkeit - oder zu enttäuschen. -

Du und ich, wir können doch gar nicht anders, als uns immer wieder zu enttäuschen. Wenn wir manchmal im Zwiespalt sind, zwischen uns selbst und dem Anderen.- Diesen Zwiespalt wird es auch immer geben. Wir sind ja zwei ganz verschiedene Menschen mit manchmal ganz ähnlichen oder auch gleichen Gefühlen und Bedürfnissen.- Oft aber auch solchen, die sich sehr widersprechen.

Ich erwarte von dir doch gar nicht, dass du all meine Bedürfnisse befriedigst.

Bitte bitte enttäusch' mich auch immer und immer wieder und zeig mir wie anders du bist. So wie ich dich liebe.








SEISMOPSYCHOLLAGE
[lyrics. A collage of texts including both early and new poems]

Illustration for SEISMOPSYCHOLLAGE by Giulia Pex


SEHNSUCHT

Wir Hungernden,
Frühlingserwartenden
voll Hunger und Durst,
der niemals gestillt werden kann,
weil uns Nahrung nicht greifbar ist.
Viel zu entfernt
im Damals, im Später.

Kein 'hier & jetzt‘,
nur 'fern und einst'.

Und wenn Nahrung doch greifbar wäre,
erschiene sie uns nicht mehr länger
als essbar
und nicht als trinkbar,
nicht mehr als quelle,
sondern längst vertrocknet.




KIND

In mir
tobt ein Kind,
rennt gegen Wände.
Ein Kind das soviel
trödeln & träumen
& den Vögeln im Hof
zuschauen möchte -
& dabei immer und immer wieder
vergisst, dass die Zeit
trotz allem weiter läuft.

Ein Kind mit der Sehnsucht
geliebt zu werden
und aus diesem Grund
begann sich zu eilen
sich zu mühen
immer wieder
bis ans Ende
seiner Kräfte
bis ans Ende sein kindlichen Wesens.

In mir tobt ein Kind,
das immer wieder
an meinem Rockzipfel zieht.
Auch in Gestalt
meiner Katzen,
die um mich herumstreichen,
mich ansehen
mit ihren zerbrechlichen
großen Glaskugelaugen.

Toben für die Leichtigkeit,
die die Schwere hinfort weht.

Ein Kind rennt
gegen die Wände der Welt.

Der Sinn liegt oftmals im Unsinnigen.




ERDBEBEN

I

Draußen regnet es,
als wollte es die
ganze Welt
hinfort spülen.

Das Gefühl
meiner nackten Füße im Gras
scheint schon so lange her.

Leere füllt mich
schon eine Weile
fast vollständig aus.
Eine Schwere,
schwere Leere in
meinen Händen und
in meinen Armen.

Schweigen. -
Worte
bleiben stecken
im Hals.
Die Luft steht,
die Welt schweigt;
wartend.

So oft hab ich mich fallen sehen.

II

Im dunklen Wald
schwarzer Klaviertasten irr' ich umher.
Beine und
Arme zerkratzt von Ästen.
Und von Gedanken:
Wo bist du?
Du fehlst mir. -
Komm,
spiel mit mir.
Halt mich.
Und ich halt dich. -

III

Meine Haut ist Erdkruste -
Hautkruste -
Körperkruste.

Ich bin ein Mensch
mit wiederkehrenden Erdbeben. -
Ein Erdbebengebiet:
Mein Körper und mein Geist.
Meine Gedanken.

Irgendwo in mir
tief drinnen
das Hypozentrum.
Vielleicht auch mehrere.
Bisher noch bloß meist unsichtbar
oder nur schemenhaft
zu erkennen. -

Oftmals entstehen Erdbeben
infolge von Verschiebungen an den Bruchfugen der Lithosphäre:
Tektonische Beben. -
Verschiebungen
an den Grenzen der Welt -
meiner Welt,
meines Ichs.
Veränderungen in der Relation
zur Außenwelt geschehen
immer wieder.

Ebenfalls entstehen Beben
durch dynamische Prozesse im Erdinneren
oder auch durch vulkanische Aktivität. -
Magma und Blut.
Viele Vulkane brodeln in meinem Inneren. -

Normalerweise besteht ein Beben nicht allein
aus nur einer Erschütterung.
Es gibt Vorbeben und Nachbeben.
Tagelang liege ich dann
im Erdbebenschwarm.




VERGÄNGLICHKEIT

I

Wir leben auf einem Zeitstrahl
und wenn ich diesen Moment denke ist er schon vergangen.

Alles vergeht,
alles geht,
alles verliert sich,
alles schwindet -
langsam
oder manchmal
ganz plötzlich.

Ständig stirbt ein Augenblick.
Augenblicke!
Viele…
unaufhaltsam. -
Jetzt! Und jetzt! Und jetzt! Und jetzt wieder!

Das Leben
als eine Folge
aus Begegnungen.

Und immer wieder
der letzte Kuss,
die letzte Umarmung,
das letzte Lächeln.

Macht uns die Liebe,
macht uns die Zeit
zu Verlassenen?

Letztendlich
ist doch jeder von uns allein.

II

Aus all dem Papier,
das er hinterließ,
schnitt ich
einen Wald
aus lauter Bäumen
für uns. -





LIEBEN

I

Heute Nacht hab ich geträumt:
Er und ich,
wir wären unzertrennlich gewesen,
schienen fast eins zu werden.
Wir hätten uns fortwährend aneinander geschmiegt fortbewegt,
die Hände ineinander verschränkt.
Auch ansonsten hätten wir immer eng beieinander gesessen,
oftmals eng umschlungen,
unsere Körper wie miteinander verwoben,
die Haut des Anderen an der Eigenen,
einander so tief und zärtlich zugewandt.

II

Und ich frage mich,
warum es unmöglich zu sein scheint,
dass man den Anderen auf diese Weise ansieht,
dass man einander auf diese Weise berührt,
wenn man sich berührt,
so wie er und ich uns im Traum berührt haben:
So vollkommen,
so liebevoll,
so ganz ohne Scham,
ohne Furcht,
mit der Verspieltheit von Kindern
vielleicht.

Wenn wir Menschen uns heute begegnen
als Erwachsene
dann ist immer so viel Furcht dabei:
Die Furcht sich zu zeigen,
die Furcht verletzt zu werden,
oder die Unfähigkeit sich auf diese Weise
vor dem Anderen - in dem Anderen - fallen zu lassen,
sich hinzugeben. -


III

Du holst mich zu dir heran,
um mich dann gleich wieder wegzuschieben.
Holst mich zu dir
und schiebst mich weg und holst mich her,
und bist weg.
Und wieder bin ich alleine,
bis du wieder kommst, um mich weg zu schieben.
Tagtäglich gewinnen wir uns,
um einander wieder zu verlieren.
Aber ich kann nicht stop sagen.
Ich will doch, dass du da bist,
wir beieinander sind,
weil wir uns doch einig sind darin,
dass wir uns so nah und vertraut sind
und uns ineinander so geborgen fühlen.
Und immer wieder sind wir das auch.
Miteinander, beieinander, ganz nah.




EINSAMKEIT

I

Manchmal tobt in mir
die Einsamkeit,
die große Furcht
vor der Stille. -

Als ich ein Kind war
wünschte ich mir einen großen Bruder,
einen großen Bruder,
der mich in seine schützenden Arme nähme und
mich gegen die Welt verteidigte.

Als ich fortzog,
befürchtete ich
in der Weite der Großstadt
zu ertrinken.

II

Warum kannst du nicht da sein für mich?-
Weil niemand dich retten kann.
Nur du ganz allein.

Wir Hungernden.-

In deinem Wald
wollt ich mich vergraben.
Um irgendwann zu verstehen,
dass wir doch auch zweisam
immer einsam bleiben. -

Wir Hungernden,
wie wir uns die Zunge
und die Lippen
an der heißen Suppe
verbrennen.

III



Sonnenstrahlen treffen
auf mein Glashaus.
Glas
um mich herum,
doch gänzlich undurchlässig,
selbst für Wärme.
Wärme trifft nur Glas
und gar nicht
mich frierend
im dunklen Glashaus.


HOFFNUNG

I

Wenn die Welt gerade
in einem reißenden Strom
unterzugehen scheint,
dann ist da immer wieder
das leise Wissen,
dass irgendwann
ganz bestimmt
alles wieder anders
und gut wird.

Und die Sorge
das dann zu verpassen. -
Wenn ich nicht mehr da sein sollte.
Wenn ich jetzt verschwinden sollte. -
All das Glück,
das noch auf mich wartet.

II

Gedanken
verändern mein Leben,
so plötzlich
und tagtäglich,
tragen mich davon
und weiter. -





FLUSS

Ich wiege mein inneres Kind.
Kleine Maike Zazie.

Still
ist die Erkenntnis,
dass die Sehnsucht
immer da sein wird.
Vielleicht heißt Leben
ständiges Suchen
und immer wieder
Neuanfang
Indem ich mich
treiben lasse,
mich hingebe,
dem Lauf der Dinge,
der Zeit,
der Menschen um mich herum
bleibt die Sehnsucht
und beruhigt sich doch.
Ich schaffe mir Heimat
im wortlosen Raum.
Mein Körper ist mein Haus.













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